Dorftagebuch by Miss Read

Dorftagebuch by Miss Read

Autor:Miss Read [Read, Miss]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Juli

Mit Arthur Coggs hat es wieder einmal etwas gegeben, und das Dorf amüsierte sich insgeheim auf seine Kosten. In diesem Fall war Mr. Willet mein Informant, und er mußte während seines Berichts so oft lachen, daß ich lauthals mitlachte, noch ehe die Pointe gefallen war.

Offenbar hatte Jim Waites schon mehrmals Hühnerfutter aus seinem Lagerraum im Garten vermißt und den starken Verdacht, daß Arthur Coggs sich im Schutz der Dunkelheit bediente. In dem ehemaligen Luftschutzraum drängten sich Fahrräder und Gartengerät, Zwiebelschnüre hingen von der Decke, in einer Ecke war Brennholz gestapelt, und sperrige Gegenstände, die in dem kleinen Cottage nicht unterzubringen waren, fanden hier ihre letzte Ruhe.

Der Schutzraum war zu Beginn des Krieges von einem Professor aus Cambridge errichtet worden, der das Cottage für seine Frau und seine kleinen Kinder gemietet hatte. Zweierlei war den Bewohnern von Fairacre im Gedächtnis geblieben: das unwahrscheinliche Tempo, mit dem er den Schutzraum fertigstellte, und das Aussehen seiner Nachkommenschaft.

»Hab nie jemand gesehn, der sich so abgehetzt hat«, erzählte mir Mr. Rogers von der Schmiede. »So ‘n mageres Kerlchen, bloß Zähne und Brille, aber die Arme, die gingen wie die Dreschflegel. Erst macht er hier was, dann ist er schon wieder anderswo und macht was! Mensch, der hat sich so richtig reingestürzt in die Arbeit.«

Mrs. Pringle lieferte mir Einzelheiten über diese Familie. »Viere unter sechs Jahren und alle mager wie die Vogelscheuchen, mit Spangen auf den Zähnen, wenn sie schon welche hatten, und angezogen! Bei jedem Wetter offene Sandalen und Röcke und Jacken, bei denen man sich überlegt hätte, ob man die noch zum Ramschbasar geben kann. Aßen nur Reformkost, waren aber keine Reklame dafür. Und sie, sie war richtig komisch. Hat gesagt, sie war in einer Öko — eh — nomischen Schule oder so was in London und hat nichts dagegen, daß ihre Kinder mit den Dorfkindern spielen.« Noch im Gedanken daran schnaubte Mrs. Pringle zornig und ihr Triple-Kinn waberte angriffslustig.

»Aber der hab ich’s gegeben. Vielleicht, hab ich zu ihr gesagt, so ganz von oben runter, haben wir hier was dagegen, daß unsere Kinder mit Ihren spielen. Das hat ihr nicht gefallen, soviel hab ich gemerkt. Also wenn die einmal im Monat Wäsche hatte, war’s ein Wunder, und danach war alles Weiße rabenschwarz, und gekocht hat sie die Wäsche überhaupt nie, das weiß ich ganz sicher. Eine Schande, so was.«

Eines Nachts hatte nun Jim Waites seinem fragwürdigen Nachbarn aufgelauert. Er hatte sich am Ende des Gartens, hinter dem efeuumrankten Abtritt, ganz bequem auf einem umgekippten Schubkarren niedergelassen, hatte geduldig die Sterne über sich beobachtet und auf verdächtige Geräusche gehorcht. In der Tasche, dicht an seiner Hüfte, lag der schwere Schlüssel zum Luftschutzraum.

Die Stammgäste des »Beeile«, darunter Arthur Coggs, waren schon heimgegangen, da hörte Jim Waites — etwa eine halbe Stunde später — ein verstohlenes Rascheln in den Holunderbüschen, die das Gebäude überragten, leises Klirren eines Eimers, in dem vermutlich das Diebesgut weggeschafft werden sollte, und das Scharren der Tür auf dem Steinboden und lugte vorsichtig um die Ecke des Klohäuschens. Der flackernde Schein einer Taschenlampe schwankte durch das Innere des Schutzraumes.



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